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Die 1990er Jahre

Wiederherstellung des Farbleitsystems

1989 wurde Dr. Klaus Bussfeld Oberstadtdirektor in Gelsenkirchen. Er kam aus dem Städtebauministerium NRW und gehörte zu den Politikern, die sich für eine behutsame Stadterneuerung, Wiederentdeckung und Erhaltung historischer Bausubstanz einsetzten und sich gegen Kahlschlagsanierung, Betonideologie und Modernisierung um jeden Preis wandten. Ebenfalls Anfang der 1990er wurde in Essen eine Ausstellung vorbereitet, die den Künstler Max Burchartz und sein Werk in den Mittelpunkt stellte. Dabei war natürlich auch das von diesem entwickelte Farbleitsystem des Hans-Sachs-Hauses ein wichtiger Aspekt. Dr. Bussfeld, der selbst ein großes Interesse an den Werken des Konstruktivismus und des Bauhaus hat, erkannte die besondere bauhistorische Bedeutung des Hans-Sachs-Hauses mit seinem ursprünglichen Farbleitsystem und begann, unterstützt vom Leiter des Hochbauamtes, Fritz Edler, und dem dort beschäftigten Architekten Bernd Kendzia, Konzepte zur Renovierung des Hauses zu erarbeiteten.

In einem ersten Schritt begann man im Frühjahr 1992, die Eingangshalle im Hotel-Turm des Hans-Sachs-Hauses an der Munckelstraße wieder weitgehend in die ursprüngliche Form und Farbe zu versetzen. Die ursprüngliche Ausmalung des ganzen Hauses war allerdings nicht mehr zu rekonstruieren. Durch das Studium alter Baubeschreibungen und Fotos sowie durch Forschungsergebnissen des Restaurators Dr. Christoph Hellbrügge, der die Wände in den alten, nicht im Krieg zerstörten Treppenhäusern untersuchte, wurden die ehemaligen Farbtöne und die vom Bauhaus bestimmten Gestaltungscharakteristika bekannt. DOKUMENT

Auf dieser Grundlage wurde zuerst die Wand- und Deckengestaltung des alten Hotel-Foyers einschließlich der ersten beiden Treppenläufe bis zum 1. Obergeschoß restauriert. Die Kosten der Maßnahme, die in einer Mitteilung an den Rat vom März 1992 mit 145.000 DM angegeben wurden, konnten aus dem normalen Gebäude-Sanierungsetat aufgebracht wurden.   DOKUMENT

Ende Juli 1993 war die Rekonstruktion der nördlichen Eingangshalle vollendet. Im Eingangsbereich waren außerdem Fassadenelemente durch Fenster in der ursprünglich vorhandenen Form ersetzt und Pfeiler an den Treppenaufgängen freigelegt worden, die den Charakter als ehemalige Hotelhalle wieder hervorhoben. Eigens nachgebaute Deckenleuchten und Lichtstelen ergänzten die Rekonstruktion.

Angesichts der leeren Kassen schien eine denkmalgerechte Sanierung des gesamten Hauses unmöglich. Gelder des Landes sowie Mittel aus den Fördertöpfen der IBA wurden aus verschiedenen Gründen nicht bewilligt. Selbst für eine Restaurierung des Farbleitsystems im gesamten Haus reichten die kommunalen Mittel nicht.

Man bemühte sich daher um private Sponsoren, die in einer zweiten Phase durch die farbliche Wiederherstellung des Haupttreppenhauses ein öffentliches Signal setzen würden. Die Gelsenkirchener Malerbetriebe Kurt Cirkel, Heinz Kura GmbH und Herbert Telöken GmbH begannen im Frühjahr 1995 mit Farben, die die Farbhersteller-Firma "Sikkens Atelier der Farben GmbH" aus Wunsdorf zur Verfügung stellte, mit der Restaurierung des Haupttreppenhauses im alten Stil. Die Firma Schmedeshagen sponsorte den Linoleumfußboden, die Firma Nienhaus-Bürocenter möblierte das Foyer mit einer Sitzgruppe im Bauhausstil und die Firma Luft + Sieger übernahm die Endreinigung kostenlos. Im Juni 1995 wurde das restaurierte Farbleitsystem im Haupttreppenhaus der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die beteiligten Malerfirmen Cirkel, Kura und Telöken sowie der Farbenhersteller Sikkens erhielten für ihr Engagement den Gelsenkirchener City-Preis, der im Jahr 1995 zum zweiten Mal vergeben wurde.  DOKUMENT

 


Deckengestaltung. Foto: Michael Moos
Deckengestaltung
 
Deckengestaltung. Foto: Michael Moos
Deckengestaltung
 
Treppenhaus. Foto: Michael Moos
Treppenhaus
 
Farbentwurf aus dem Gutachten
 
Farbentwurf aus dem Gutachten