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Zerstörung und Wiederaufbau

Kurz vor Kriegsende, am 19. März 1945, trafen vier Bomben das Hans-Sachs-Haus. Eine der Bomben traf die Ecke Ebertstraße - Munckelstraße. Zwei Drittel der Hauptfassade an der Südostecke stürzten vollständig ein. 81 Menschen wurden im öffentlichen Luftschutzraum im Keller des Gebäudes von Schuttmassen erdrückt.

Unmittelbar vor dem Büroeingang an der Munckelstraße schlug eine weitere Bombe ein, die verhältnismäßig wenig Schaden anrichtete. Eine dritte traf die Fassade an der Ebertstraße schräg im Erdgeschoss und fügte den tragenden Betonpfeilern starke Beschädigungen zu. Fast mittig in den Hotelflügel an der Vattmannstraße riss ein weiterer Treffer zwischen dem dritten und fünften Obergeschoss ein Loch in den Baukörper. Durch den Luftdruck der Explosionen wurden Zwischenwände herausgerissen, fast alle Fenster sowie das Dach des Konzertsaales zerstört. Auch die nicht direkt betroffenen Räumlichkeiten des Hauses wurden durch Schutt und Scherben unzugänglich.

Nach der Zerstörung durch den Bombenangriff drangen trotz der Bewachung Plünderer in den ausgebombten großen Saal des Hauses ein und rissen den Parkettfußboden und die wertvollen Edelhölzer, die zur Verkleidung der Pfeiler und der Wände des Podiums dienten, als Heizmaterial ab. Auch die Fußböden des restlichen Hauses sowie Teile der Installation wurden gestohlen. Der Saal bot nach wenigen Wochen einen trostlosen Anblick.

Anfang 1946 gab die Militärregierung die Wiederaufbaugenehmigung und so konnten im Juli erste Arbeiten zum Wiederaufbau, zunächst an der Munckelstraße, in Angriff genommen werden. Unter der Bauleitung des Architekten Ludwig Schwickert wurde 1947 der Hotelflügel an der Vattmannstraße vollendet. Die notwendigen Baumaterialien wurden mit Hilfe der Zeche Consolidation beschafft, und das wiederhergestellte Hotel wurde im Gegenzug in den ersten Nachkriegsjahren als Wohnheim für die von auswärts angeworbenen Bergleute und Berglehrlinge genutzt.

Im Januar 1948 begann die Wiederherstellung der Dachkonstruktion des Konzertsaales. Die edlen Hölzer, die bei der Erbauung des Saales für die Auskleidung verwandt worden waren, mussten allerdings durch billigere, das Parkett vorerst durch einfachen Fußbodenbelag ersetzt werden. Andererseits wurde eine moderne Beleuchtungs- und Lautsprecheranlage eingebaut. Für eine Herrensitzung der Großen Gelsenkirchener Karnevals-Gesellschaft "Schüttelrutsche öffnete der große Saal im Hans-Sachs-Haus am 15.01.1949 nach seiner Wiederherstellung erstmalig wieder seine Pforten.

Von der Möglichkeit, den großen Saal wieder für festliche Veranstaltungen benutzen zu können, wurde in Anbetracht der Zerstörung ähnlich großer Säle in den Nachbarstädten stark Gebrauch gemacht, so dass sich Gelsenkirchen im Laufe der nächsten Zeit mehr und mehr zur Kongressstadt entwickelte.

Nun konnte auch die große Walcker-Orgel, die vorausschauend im Frühjahr 1944 nach Büren ausgelagert worden war, eingebaut und am 23. August 1949 anlässlich des Bachjahres mit einem Konzert von Helmut Walcha (Frankfurt/Main) wieder eingeweiht werden.

Auch die Arbeiten an der Hausfront Ebertstraße wurden  aufgenommen. Eine provisorische Stahlkonstruktion musste errichtet werden, um die zerstörten Betonpfeiler zu ersetzen.

Nach und nach zogen auch wieder Verwaltungen und öffentliche Einrichtungen in das Hans-Sachs-Haus ein. Schon 1947 war das Vermessungsamt eingezogen, gefolgt von der Stadtbücherei. 1948 nahm Standesamt, Verkehrs- und Wiederaufbauamt, Gesundheitsamt, Rechtsamt und Besatzungsamt den Dienst im wieder aufgebauten Haus auf.

Die total zerstörte Ecke Ebertstraße - Munckelstraße wurde im Laufe des Jahres 1950 neu aufgebaut. Am 1. August 1950 wurde das Richtfest gefeiert. Danach begannen die Mauer- und Klinkerarbeiten.

Zum 23. April 1951 wurde der Haupteingang wiedereröffnet und der Paternoster in Betrieb genommen.

Der provisorische Fußbodenbelag im Saal wurde 1952 durch ein Eichenparkett ersetzt, zugleich erhielt der Saal eine neue Bestuhlung.

Der Name des Hauses in Leuchtstoffröhren über dem Haupteingang wurde ein Jahr später, am 01.04.1953, angebracht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Zerstörung an der Ecke Ebertstraße - Munckelstraße. Quelle: ISG/Stadtarchiv Gelsenkirchen.
Zerstörung an der Ecke Ebertstraße - Munckelstraße
 
Saal nach Zerstörung und Plünderung. Quelle: ISG/Stadtarchiv Gelsenkirchen.
Saal nach Zerstörung und Plünderung
 
Wiederaufbau. Quelle: ISG/Stadtarchiv Gelsenkirchen.
Wiederaufbau
 
Die Orgel wird zurückgebracht. Quelle: ISG/Stadtarchiv Gelsenkirchen.
Die Orgel wird zurückgebracht
 
Wiederaufbau. Quelle: ISG/Stadtarchiv Gelsenkirchen.
Wiederaufbau
 
Richtfest beim Wiederaufbau des Hauptflügels. Quelle: ISG/Stadtarchiv Gelsenkirchen.
Richtfest beim Wiederaufbau des Hauptflügels
 
Wiederherstellung des Eingangs an der Munckelstraße 1952. Quelle: ISG/Stadtarchiv Gelsenkirchen.
Wiederherstellung des Eingangs an der Munckelstraße 1952