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CHRISTOPH HELLBRÜGGE

Steinkonservierung
Befunduntersuchungen
Schadensanalysen
Restaurierungen

Stadt Gelsenkirchen
Hochbauamt
z.H. Herrn Kendzia
Postfach
45 875 Gelsenkirchen

17.04.95

 

Betr.: Gelsenkirchen, Befunduntersuchungen im Hans Sachs Haus


GELSENKIRCHEN

HANS SACHS HAUS

BERICHT DER FARBUNTERSUCHUNG
 


Untersuchungsobjekt:

Das Hans Sachs Haus in Gelsenkirchen Zentrum wurde Mitte der 20er Jahre durch den Architekten Alfred Fischer errichtet.
Der Innenraum wurde 1927 durch Max Burchartz, ein Vertreter des Bauhauses mit einem Farbleitsystem versehen. Letzteres galt es durch eine Befunduntersuchung hinsichtlich seiner Farbigkeit und Systematik zu erforschen.

Untersuchungsziel:

Ziel der Untersuchung war es, das Farbleitsystem so weit wie möglich zu klären und die originalen Farbtöne nach dem NCS-System ( Natural Colour System ) zu bestimmen. Untersucht werden sollten die Treppenhäuser der Munckelstraße, der Vattmannstraße und das Haupttreppenhaus an der Ebertstraße.

Auf der Basis der bereits 1991 vorgelegten Untersuchungsergebnisse des Treppenhauses Munckelstraße wurde die Untersuchung ebd. fortgeführt.
Hier bestand der Vorteil, daß das Treppenhaus an der Munckelstaße, im Gegensatz zu dem an der Ebertstraße im Krieg völlig unbeschädigt blieb.

Als Grundlage für die Untersuchung dienten die Befunde der Untersuchung von 1991 und die S/W-Fotos der Festschrift, herausgegeben anläßlich der Eröffnung des Hans Sachs Hauses. Diese Fotos geben die Flächenaufteilung in dem Treppenhaus annähernd wieder.
Da die Fotos einen Überblick über den Flur, bzw. über eine Etage wiedergeben, war ein gezieltes Suchen nach diversen Farbelementen möglich. Aufgrund der Tatsache, daß sich die Gestaltungselemente in jeder Etage wiederholen, konnte letztlich für jedes Stockwerk die Farbgestaltung schlüssig ermittelt werden.

Zur Verdeutlichung der Befunde wurden Skizzen des Treppenhauses angefertigt und dem Anhang beigefügt.

 

Die Untersuchungsergebnisse zur Munckelstraße

Bei dem Farbleitsystem des Hans Sachs Hauses handelt es sich um eine systematische und immer wiederkehrende Zuordnung von Farbtönen, gestaffelt nach den jeweiligen Stockwerken:

I.   Etage <-> rot
II.  Etage <-> blau
III. Etage <-> gelb
IV. Etage <-> grün
V.  Etage <-> rot

Diese zugeordneten Farben dominieren in der Gestaltung der einzelnen Etagen und ermöglichen so dem Besucher des Hauses eine Orientierung anhand der einzelnen Stockwerksfarben.

Die Etagen unterscheiden sich von den dazugehörigen Zwischenpodesten durch die Gestaltung der einzelnen Farbflächen.
Die Etagen an sich, sowie auch die Zwischenpodeste sind jedoch immer wieder gleich gestaltet worden. Somit besteht der einzige Unterschied der einzelnen Etagen lediglich aus den verschiedenen Stockwerkfarben. Gleiches gilt auch für die Zwischenpodeste.

Die Wandflächen in den einzelnen Etagen sind durchgehend weiß gewesen, ebenso die Decken der Etagen. Die Fenster scheinen nicht aus der Erbauungszeit zu stammen, im Gegensatz zu dem Rest des Treppenhauses. Die Geländer waren graufarbig, während der Handlauf schwarz gestrichen war. Die Treppenunterläufe und die Geländermauer der Treppenpodeste wurden in der jeweiligen Stockwerkfarbe gehalten. Das farbige Feld auf der Geländermauer ist graufarbig umrandet.
An der rechten Wand, dort wo die Treppe zum nächsten Zwischenpodest fuhrt ist das Logo, bzw. die Stockwerkfarbe der folgenden Etage angebracht.

Die V. Etage unterscheidet sich etwas von den anderen Etagen. In dieser sozusagen abschließenden Etage wird wieder die Stockwerkfarbe der I. Etage aufgegriffen.
Somit ist Rot auch die Stockwerkfarbe der V. Etage. Auch im übrigen hat sich der Aufbau des Schemas inwiefolgt verändert.
An der Wand des Treppenaufgangs ist ein großes rotfarbiges Feld oberhalb der heute nicht mehr vorhandenen marmornen Abtreppung zu finden.
Zwischen den kleinen Fenstern der Etagenwand sind rote Felder angebracht worden, während
die Unterseite des Sturzes des Durchganges graufarbig gestaltet worden ist.

 

Beschreibung der Zwischenpodeste:

Die Wände der Treppenaufgänge sind graufarbig gewesen, während die dem Fensterschlitz anschließende Wandfläche weiß gehalten wurden. Die Sichtkanten sind schwarz abgesetzt worden. Auf die dazwischenliegenden Wandfelder ist eine Silberfolie aufgelegt worden. Decken und Fenster waren graufarbig, die Fenstergitter silberfarbig.

An den Wänden der Treppenaufgänge zu den Zwischenpodesten waren ehemals Abtreppungen aus Marmor.

Vergleich hierzu die Skizzen im Anhang.

Die Treppenhäuser an der Ebertstraße und Vattmannstraße

Im Haupttreppenhaus an der Ebertstraße hingegen konnten nur noch wenige Gestaltungselemente gefunden werden.
Lediglich die Treppenmauer weißt einen graufarbigen Anstrich auf, der aus der Erbauungszeit stammt.
Außer den Fotos gibt es hier keinerlei Hinweise mehr auf die originale Farbgestaltung.

Für das Treppenhaus an der Vattmannstraße fanden sich noch nicht einmal Fotos.

 

Fazit:

Abschließend läßt sich sagen, daß das Farbleitsystem nur noch im Treppenhaus an der Munckelstraße nachzuweisen ist.
Im Haupttreppenhaus haben sich nur noch minimale Reste erhalten, die jedoch keinen Schluß auf die weitere Gestaltung gestatten. Einzige Hilfe für die Neugestaltung können hier nur die Fotos bieten. Im Treppenhaus an der Vattmannstraße waren keine farbigen Befunde auszumachen.

Mit freundlichem Gruß

Dr. Ch. Hellbrügge

 
Farbsystem der Originalfassung
Farbzusammenstellung 1. Obergeschoss. Christoph Hellbrügge: Farbuntersuchung im Hans-Sachs-Haus, 1995

I. OG

Farbzusammenstellung 3. Obergeschoss. Christoph Hellbrügge: Farbuntersuchung im Hans-Sachs-Haus, 1995

III. OG

 

Farbzusammenstellung 2. Obergeschoss. Christoph Hellbrügge: Farbuntersuchung im Hans-Sachs-Haus, 1995

II. OG

Farbzusammenstellung 4. Obergeschoss. Christoph Hellbrügge: Farbuntersuchung im Hans-Sachs-Haus, 1995

IV. OG

 
Farbzusammenstellung 1. Obergeschoss. Christoph Hellbrügge: Farbuntersuchung im Hans-Sachs-Haus, 1995

I. OG

Farbzusammenstellung 3. Obergeschoss. Christoph Hellbrügge: Farbuntersuchung im Hans-Sachs-Haus, 1995

III. OG

 

Farbzusammenstellung 2. Obergeschoss. Christoph Hellbrügge: Farbuntersuchung im Hans-Sachs-Haus, 1995

II. OG

Farbzusammenstellung 4. Obergeschoss. Christoph Hellbrügge: Farbuntersuchung im Hans-Sachs-Haus, 1995

IV. OG